ßupra
am freitag werde ich zu einer ßupra eingeladen. ein gelage mit unendlich viel essen und trinken.das restaurant liegt exponiert über der stadt, mit herrlichem blick auf sonnenuntergang, erleuchtete kirchen und die vielen anderen lichter. die letzten meter muss man mit einer mini-zahnradbahn zurücklegen. weil die georgier nur etwa die hälfte der gäste bilden, werden die sonst stark institutionalisierten tischsitten etwas freier ausgelegt. koba ernennt sich selbst zum „tamada“, einer art tischleiter. dieser gibt trinksprüche aus (frieden, freundschaft, frauen…) und bestimmt, wer als nächstes einen toast aussprechen darf.
gastgeberin ist eine schweizerin, die sich nach anderthalb jahren tbilisi in die heimat aufmacht, um im auswärtigen dienst zu arbeiten. etwa 30 menschen sitzen um den tisch. jonathan ist da und ein kenianer, den alle mit botschafter anreden. ein scherz, wie sich später herausstellt. er arbeitet auch für unicef und ist für die ganze region südlich des kaukasus zuständig und daher so oft unterwegs, dass niemand weiß, wo er sich gerade aufhält. neben mir sitzt der deutsche finanzdirektor des hiesigen marriot-hotels. er ist mir nicht vollständig sympathisch, aber weil er die letzten 6 jahre im libanon gelebt hat, gibt es genügend gesprächsstoff. überhaupt sind viele deutsche und schweizer hotelmitarbeiter da, aber auch viele aktuelle und ehemalige mitarbeiter diverser internationaler und nichtregierungs-organisationen. zahlreiche entwurzelte.
ich habe gelegenheit, die verschiedenen traditionellen gerichte auszuprobieren, weil sie nacheinander aufgetischt werden, bis die ganze tafel vollständig bedeckt ist. insgesamt ist das essen ein klein wenig gewöhnunsbedürftig, aber weil ich die letzten tage nichts anderes gegessen habe als reis mit fisch (gestreckt mit ketchup, wie damals in schweden.. dabei galt es noch, die schwierigkeit zu überwinden, dass ich in der wohnung keinen dosenöffner finden konnte und ich stattdessen einen korkenzieher, das brotmesser und eine gabel zu hilfe nahm, wobei man danach im fisch mit sicherheit einen signifikanten anteil an aluminium hätte nachweisen können)
und „pasta in allen variationen“ – welch eine verflucht langweilige wortaneinanderreihung – mit und ohne ketchup par préférence, will ich nicht wählerisch sein und außerdem bin ich neugierig. bei der beschreibung der speisen, will ich mich auf die wesentlichen konzentrieren, um nicht unnötig zu langweilen.
chatsch’ap’uri, sehr lecker, warmes brot mit käse überbacken und gefüllt. vorzugsweise mit käse, aber auch mit allem, was die küche noch so hergibt. (ch wie in „ach“, die striche bedeuten, dass der nächste vokal nicht behaucht wird, also kurz luft anhalten..)
chinkali, ebenso lecker, ähneln sehr russischen pelmeni, aber ich habe aufgehört, irgendetwas georgisches mit etwas russischem zu vergleichen. es kommt gar nicht gut an. chikali sind also gekochte, beinahe faustgroße teigtaschen, gefüllt mit fleisch und suppe. das letztere muss man wissen, bevor man herzhaft reinbeißt. koba hatte mich vorher informiert. dem münchner läuft der ganze rotz den arm runter. es haben alle herzhaft gelacht. wird mit pfeffer gegessen.
tschachochbili, geflügel in soße. am besten zusammengefasst vom deutschen exillibanesen: gibst du mir bitten den knoblauch mit dem huhn..
mz’wadi, das ist schaschlik, nur ohne den schaschlikspieß, der für mich zu schaschlik gehört wie nutella zu eierkuchen.
dazu gibt es deutsches bier und georgischen wein, der allein im letzten jahr 36.000 russen dahingerafft haben soll. deshalb darf georgischer wein nicht mehr importiert werden.
mein selbstexperiment ist damit vorerst unterbrochen.
K. - 7. Aug, 08:49